Warum sich für Skifahrer der Weg nach Kanada lohnt
Atemberaubende Gebirge, unendliche Wälder und gigantische Schneemengen – Kanada ist das Sehnsuchtsziel vieler Skifahrer und Snowboarder. Vor allem die westkanadischen Provinzen Alberta und British Columbia (BC) ziehen Wintersportler magisch an. Aber lohnt sich der Weg über den Atlantik eigentlich, wo Europäer doch unendlich viele Skigebiete in den Alpen vor der Haustüre haben? Wir sagen: Ja! Und erklären, warum.
Mit Superlativen sollte man vorsichtig sein. Manchmal aber kommt man nicht um sie herum. Zumindest nicht, wenn es um Kanada geht. Für Skifahrer und Snowboarder ist das Winterwunderland im hohen Norden des amerikanischen Kontinents wirklich das Größte! Nirgendwo sonst auf der Welt sind die Skigebiete derart abwechslungsreich. Nirgends sonst gibt es ein größeres Angebot für das exklusive Heliskiing und Catskiing. Und an keinem anderen Ort versprechen außergewöhnliche Aktivitäten jenseits der Skipisten einen derart großen Winterspass. Was nicht zuletzt daran liegt, dass der Winter selbst ein großer Fan des Ahornlandes ist und sein Wohnzimmer regelmäßig in dicke Schneedecken hüllt.
Kanada: Wo der Winter noch zuhause ist
Natürlich geht der Klimawandel auch an Kanada nicht spurlos vorbei. Ganz so dramatisch wie in den Alpen, wo gerade in niedrigen Lagen oftmals eher Regentropfen vom trüben Himmel fallen als dicke Schneeflocken, sind die Auswirkungen aber noch nicht. Die kalte Polarluft sorgt immer wieder für frostige Temperaturen – und das schon im Frühwinter.
Gefreut hat man sich darüber zuletzt in Albertas Rocky Mountains. Die Skigebiete Sunshine Village und Lake Louise zum Beispiel legten 2025 einen echten Frühstart hin. Bereits Anfang November waren die Hänge derart tief verschneit, dass die Resorts ihren regulären Betrieb aufnehmen konnten. Und das, obwohl sie über keinen Gletscher verfügen. Später, im tiefsten Winter, herrschen dann bisweilen Temperaturen von -20 bis -30 Grad Celsius in Kanada. Die Kälte ist aber trocken und daher gut auszuhalten. Daher gilt: Kanada ist nicht kalt, Kanada ist cool!
Powder, Powder, Powder
Für das Wohlbefinden der Skifahrer und Snowboarder ist die trockene Kälte von Vorteil – für die Qualität des Schnees in den Rocky Mountains von entscheidender Bedeutung. Die tiefen Temperaturen verhindern, dass die Flocken beim Fallen schmelzen und verkleben. So bleiben sie pulvrig fein. Zudem ist ihr Wassergehalt meist deutlich geringer als in Küstennähe. Was an Feuchtigkeit vom Pazifik kommt, bleibt schon an den Coast Mountains in British Columbia hängen.
Wintersportler feiern den Pulverschnee in den Rocky Mountains als „Champagne Powder“. Wie der namensgebende Schaumwein aus Frankreich erzeugt er ein berauschendes Gefühl, allerdings ohne die Fahrtüchtigkeit einzuschränken. Ganz im Gegenteil: Förmlich wie auf Wolken schweben Skifahrer und Snowboarder durch die fluffigen Massen gen Tal. In diesem Schnee fährt jeder eine Klasse besser.
Doch selbst in den Coast Mountains am Pazifik ist der Schnee normalerweise noch trockener als in den Alpen. Und er kommt in rauen Mengen. Whistler erreichte in den vergangenen Jahren nicht selten Schneemengen von fast 12 Metern pro Jahr. Höher im Norden und in den Hochlagen im zentralen BC ist es noch deutlich mehr. Es schneit heftig und oft. Das mag einer der Gründe sein, warum Kanadier nicht einmal an Powder Days ihre höfliche Lässigkeit verlieren und von einem Tiefschneehang zum nächsten hetzen. Sie wissen einfach, dass diese Tage bei ihnen nicht so selten sind wie andernorts.
Cool, lässig – kanadisch
Überhaupt sind Kanadier unglaublich gelassen. Kein Wunder, verteilen sich doch vergleichsweise wenig Einwohner über das riesige Land. Selbst in den Metropolen kommt kaum einmal Stress auf. Außerhalb der Ballungszentren ist es eher ein Grund zur Freude, mal andere Gesichter zu sehen.
Und auch, wenn man schnell das Bild von sich prügelnden Eishockey-Stars im Kopf hat: Kanadier sind geradezu sprichwörtlich freundlich und zuvorkommend. So gerät der Straßenverkehr auch mal zum Wettbewerb – nicht etwa darum, wer zuerst am Ziel ist, sondern wer wem die Vorfahrt an einer unübersichtlichen Kreuzung gewährt. Das lässt sich übrigens eins zu eins aufs Skifahren übertragen. Am Lift gibt es kein Vordrängeln, kein „aktives Anstehen“. Besteht Unklarheit über die Reihenfolge in der Schlange, lässt man das Gegenüber im Zweifel mit einem Lächeln und einer einladenden Handbewegung vorrücken.
Powdern wie auf privaten Pisten
Allzu oft kommt das aber nicht vor. Voll wird es in den großen Skiresorts wie Whistler allenfalls mal am Wochenende oder an Feiertagen. Kleinere Gebiete wie Silverstar, Red Mountain oder Whitewater sind eine Tagesreise von Großstädten entfernt und niemals überfüllt. An Wochentagen in der Nebensaison begegnet man ewig keinem Menschen auf der Piste. So muss sich es anfühlen, ein privates Skigebiet zu besitzen. Angenehmer Nebeneffekt: Durch die geringe Anzahl an Gästen hält sich die Belastung für die Schneedecke in Grenzen. Die Verhältnisse bleiben somit länger top, zumal sich die Skifahrer im Gebiet besser verteilen als in den Alpen. Einfach, weil sie es können.
Ski what you can see!
Denn in kanadischen Skigebieten ist man nicht an Pisten gebunden. Stattdessen darf man praktisch überall fahren. Innerhalb der Resort-Grenzen werden alle Hänge auf Lawinengefahr hin kontrolliert. Hat die Ski Patrol einen Off-Piste-Hang nicht ausdrücklich gesperrt, darf man hinein. Das ermöglicht sicheres Freeriden und fantastisches Tree Skiing durch die lichten Wälder – mit Liftzugang!
So wird das Skifahren spielerischer, intuitiver, vielfältiger, herausfordernder. Stauanfällige Engpässe und nervige Ziehwege gibt es kaum einmal. Zudem sind Wintersportler mittendrin in der Natur, umgeben von der ehrfurchtgebietenden Weite des Landes.
Kanadas Topresorts sind Weltklasse
Wobei die Megastars unter Kanadas Skigebieten mit ihren Ausmaßen selbst für ehrfürchtiges Staunen sorgen. Das trifft zum Beispiel auf Sunshine Village und Lake Louise im Banff Nationalpark zu. Beide verteilen sich rund um Banff und damit um den wohl berühmtesten Bergort des Landes. Gemeinsam mit dem kleineren Mt. Norquay, dem Hausberg der Locals gleich am Ortsrand gelegen, bilden sie die SkiBig3. Alle drei sind mit einem Skipass befahrbar. Rennsport-Fans wird vor allem Lake Louise ein Begriff sein. Das Gebiet mit dem Wahnsinnsblick auf den Victoria Gletscher war lange fester Bestandteil des Weltcup-Kalenders.
Whistler – die unangefochtene Nummer 1
Eine Klasse für sich ist Whistler Blackcomb. Das größte Skigebiet Nordamerikas ist in jeder Hinsicht gigantisch. Nirgendwo gibt es mehr präparierte Pisten, mehr Freeride-Hänge sowie mehr Cat- und Heliskiing-Optionen. Trotz seines Dorf-Charmes bietet das Whistler Village mehr Hotels, Ferienwohnungen, Restaurants und Bars als viele Großstädte in Kanada. Und nirgendwo werden Urlaubern neben dem Skifahren so viele Outdoor-Aktivitäten und Kultur- und Event-Highlights geboten wie in British Columbias Top-Resort.
Damit spielt der nur eineinhalb Autostunden nördlich von Vancouver in den Coast Mountains gelegene Wintersportort in Kanada in einer eigenen Liga. Weltbekannt wurde das Resort als alpines und nordisches Zentrum der Olympischen Winterspiele von Vancouver 2010.
Viele Unterkünfte befinden sich in Ski-in-ski-out-Lage am Fuße der beiden Skiberge Whistler Mountain und Blackcomb. Beide sind auf Höhe der Mittelstationen mit der Peak 2 Peak-Gondel verbunden, die über die Rekorddistanz von mehr als 3.000 Metern frei über das Tal hinwegschwebt. Mit rund 33 Quadratkilometern bietet Whistler-Blackcomb mehr befahrbare Fläche als jedes andere Skigebiet auf dem Kontinent. Ein weiterer Trumpf: oft mehr als zehn Meter Schnee pro Saison!
Skigebiets-Schätze im Schatten der Großen
Jedes von Kanadas weltberühmten Skigebieten hält alleine schon derart viele Möglichkeiten für Wintersportler bereit, dass Eintönigkeit im Skiurlaub gar nicht erst aufkommt. Dennoch sollte man auch die weniger bekannten Resorts auf dem Schirm haben. Viele davon sind echte Juwelen und Abstecher dorthin machen einen Ski-Trip durch den Westen des Landes erst so richtig charmant. Da wäre das unscheinbare Eisenbahnstädtchen Revelstoke, dessen Skiberg den Rekord mit der größten Höhendifferenz (1.713 Meter) in Nordamerika hält und ein Mekka für Freerider ist. Oder Kicking Horse, wo die Freeride World Tour jedes Jahr Station macht, bevor das große Finale in Verbier in der Schweiz steigt.
Das Hinterland von Whistler und der Rogers Pass zwischen Revelstoke und Kicking Horse sind echte Skitourenparadiese. Ebenfalls legendär für seine Geländeabfahrten ist Fernie als Tor zum Powder Highway. Genussskifahrer zieht es eher auf die breiten Pisten des Ski-in-ski-out-Resorts Sun Peaks. Und wer eine überwältigende Aussicht zu seinem Glück braucht, ist in Marmot Basin im malerischen Jasper Nationalpark genau richtig.
Berghotel-Ikonen
Kanadas bekannteste Skiorte verdanken ihren Ruf zum Teil auch einigen legendären Hotels. Die Fairmonts in Banff, Lake Louise und Whistler sind Ikonen der Luxushotellerie in Nordamerika. Wie schottische Schlösser ragen das Chateau Lake Louise, das Banff Springs Hotel und das Chateau Whistler am Fuße gigantischer Bergmassive aus dichten Wäldern empor. Wie kein anderes Hotel haben die Fairmonts den Tourismus in den kanadischen Bergen geprägt und Maßstäbe gesetzt. Vor allem die Bars der Chateaus in Lake Louise und Whistler gehören zu den charmantesten Après-Ski-Hotspots in ganz Kanada. Legendär ist auch das von zwei Schweizer Auswanderern gegründete Post Hotel in Lake Louise. Der Weinkeller Post und das Sternerestaurant des Relais & Chateaux-Hauses gehören zu den besten Nordamerikas.
Catskiing: Auf Ketten zum Gipfel
Mehr kann man sich einfach nicht wünschen für einen perfekten Winterurlaub in Kanada – oder doch? Eine Steigerung gibt es tatsächlich. Catskiing und Heliskiing sind die begeisterndsten Formen, ein Freeride-Abenteuer zu erleben. Beim Catskiing nehmen die Passagiere Platz in der Kabine einer umgebauten Pistenraupe, die die Nordamerikaner Cat nennen. Mit stoischer Ruhe arbeiten sich „Katzen“ alte Forststraßen empor, um die Skifahrer und Snowboarder oben in verschneite Bergwelten zu entlassen.
„Heliskiing für Arme“ spotten manche über das vergleichsweise erschwingliche Catskiing. Tatsächlich sind die Gebiete kleiner und die Abfahrten kürzer als bei der Hubschrauber-Variante. Der enorme Spaßfaktor beim Powdern auf jungfräulichen Hängen lässt sich aber nicht bestreiten.
Freeride-Höhenflüge beim Heliskiing
Das Nonplusultra aber ist und bleibt Heliskiing. In Kanada wurde es vor mehr als 50 Jahren erfunden. Heute ist British Columbia der unangefochtene Hotspot für diese luxuriöse Art des Skifahrens. Für passionierte Freerider gibt es nichts Schöneres. Was könnte schließlich besser sein als ein gigantisch großes Areal mit beliebig vielen Traumabfahrten, luftigem Pulverschnee in unvorstellbaren Mengen und niemandem, der einem die schönsten Hänge streitig macht? Dazu ein atemberaubendes Panorama und das Gefühl von Freiheit inmitten unberührter Natur, weit weg von Alltagshektik und Großstadtlärm.
Kanada ist auch ohne Skier ein Muss
Derartige Szenerien zeigen Kanada wie aus dem Bilderbuch. Um sie hautnah erleben zu können, sind Reisende nicht zwangsläufig auf Ski – oder gar den Heli – angewiesen. Auch Ausflüge mit dem Snowmobil, dem Hundeschlitten oder mit Schneeschuhen eröffnen unvergessliche Einblicke in die ungezähmte Wildnis. Gleiches gilt fürs Eisklettern. Besonders eindrucksvoll sind Tierbegegnungen. Nicht selten trifft man unterwegs auf Elche, Hirsche, Rehe, Adler – oder auf Bären, die im Frühjahr wieder zum Vorschein kommen.
Letztlich ist es das Zusammenspiel aus grandiosen Skigebieten, exzellenten Freeride-Angeboten und unvergleichlicher Natur, das den Reiz des Winterwunderlands Kanada ausmacht. Und das mich zu dem Schluss kommen lässt, dass sich der Weg über den Atlantik lohnt. Ohne jeden Zweifel.
Melde Dich bei uns!










