
Heliskiing: Ladies, ihr wisst gar nicht, was ihr verpasst!
Nur 20 Prozent der Gäste beim Heliskiing sind weiblich. Zu stressig, zu anstrengend, zu schwierig, zu kalt: Frauen nennen viele Gründe, warum sie das Freeride-Abenteuer gar nicht erst ausprobieren. Andere versuchen es einmal und kommen nie wieder. Dabei sind alle Hindernisse überwindbar. Ich habe es selbst erlebt – und nie bereut!
Als Frau zum Heliskiing: Ausflug in eine Männerdomäne
Beim Heliskiing ging es mir wie vielen Frauen zuvor. Nach dem ersten Tag hätte ich schwören können, nie wieder zum Skifahren in einen Hubschrauber zu steigen. Allein das Safety-Briefing ließ mir das Herz in die Hose rutschen. Horror-Infos zu Lawinen, Gletscherspalten und Tree Wells – wer bleibt da schon gelassen? Meine erste Abfahrt im knietiefen Schnee war eher Kampf und Krampf als Spaß und Genuss. Und beim ersten Pickup am Berg dachte ich, dass mir der Heli garantiert auf dem Kopf landet.
Wie erstarrt sah ich das ratternde Ungetüm auf mich zufliegen. Dem Impuls, einfach davonzurennen, widerstand ich gerade so. Weit wäre ich im weichen Schnee ohnehin nicht gekommen. Zum Glück waren die Leute in meiner Gruppe unglaublich nett. Die Erfahrenen kümmerten sich um die First Timer und versuchten, den Druck von Powder-Novizen wie mir zu nehmen.
Schließlich haben auch die Experten einmal mit ihren ganz eigenen Bedenken angefangen. So wie der Heliskier neben mir, der sicher Ende 60 sein musste, sich aber gut an seinen ersten Heliskitag erinnerte. Freundlich nickte er mir zu. „Nur nicht hetzen“, sagte er mit ruhiger Stimme, als alle in den gelandeten Hubschrauber kletterten.
In der Ruhe liegt die Kraft – auch beim Heliskiing
„Nur nicht hetzen“ ist eine der wichtigsten Grundlagen beim Heliskiing. Erst die nötige Sorgfalt macht den abenteuerlichen Sport sicher und zum Vergnügen. Das gilt insbesondere nach der Landung und beim Anlegen der Ausrüstung. Schon der Einstieg in die Skibindung ist im tiefen Schnee kein leichtes Unterfangen. Den Rucksack mit dem Safety-Equipment sollte man ohnehin nicht auf die leichte Schulter nehmen. Trägt man wie ich einen Lawinen-Airbag, muss man darauf achten, alle Schnallen sauber zu schließen. Nur so erfüllt der Ortovox Avabag Litric im Ernstfall seine lebensrettende Funktion.
Die Guides bemühten sich redlich, jeglichen Stress von mir fernzuhalten. Klebte Schnee unter der Sohle, eilte jemand mit einem Skistock herbei, um die Klumpen zu entfernen. Service vom Feinsten! Und doch wäre es gelogen, meine Heliski-Premiere als großartiges Erlebnis zu beschreiben. Ein Höhenflug wie in der Werbung? Von wegen. Es war ein aufregender Mix. Ein Mix aus Überwältigung mit kurzen, unglaublich intensiven Glücksmomenten, gefolgt von Episoden der puren Überforderung.
Mehrfach stellte ich mir die Frage: Was tue ich hier eigentlich? Wäre ich im Ski-Resort Off-Piste unterwegs, hätte ich eine entspanntere Zeit, in der ich Tempo, Abfahrt und Pausen selbst bestimme. Beim Rückflug am Nachmittag war meine Erleichterung riesengroß. Ich kam mit müden Beinen, aber ohne Blessuren in der Lodge an. Nie wieder Heliskiing, dachte ich so manches Mal am Abend.
Die Rechnung hatte ich allerdings ohne meinen skiverrückten Mann und unsere Freunde gemacht. Irgendwie schafften sie es, mich breitzuschlagen für eine weitere Runde Heliskiing. Wer nun glaubt, dass sich schlagartig alles zum Besseren wendete, irrt gewaltig. Auch der zweite Tag war kein Zuckerschlecken. Oder der dritte …
Das Glück der Heliski-Fans
Einige Male noch habe ich Heliskiing gewagt. Und ganz langsam bemerkte ich eine Veränderung. Ich wurde gelassener, routinierter, fuhr weniger ängstlich. Nach einigen Tagen schließlich war der Knoten geplatzt. Und endlich spürte ich es, dieses Gefühl, von dem Heliskier schwärmen. Das pure Glück beim schwerelosen Schweben durch federleichten Pulverschnee. Die Begeisterung für die atemberaubende Bergwelt fernab jeglicher Zivilisation. Die Zugehörigkeit zu einer eingeschworenen Gruppe, bestehend aus einer Handvoll Skifahrer, Snowboarder und Guides, mit der man das Abenteuer in der weißen Wildnis teilt.
Ja, Heliskiing kann anstrengend sein, einschüchternd sogar. Und doch ist die exklusivste Art des Skifahrens ein unvergessliches Erlebnis – auch und gerade für Frauen. Viel zu oft ziehen wir uns zurück, wenn uns etwas beängstigend erscheint. Dabei sollten wir uns der Herausforderung stellen. Ich habe es geschafft. Ich habe mich getraut, meine Bedenken zu überwinden, und bin überglücklich darüber. Noch immer ist nicht jeder Run grandios. Nicht immer sind Wetter und Schneeverhältnisse so wie in Social-Media-Posts und Werbeprospekten. Meistens aber ist Heliskiing einfach unschlagbar.
CMH, Wiegele und Tyax: Drei Heliskiing-Top-Tipps für Frauen
Drei der Heliski-Lodges, die ich besucht habe, bleiben mir wegen des großen Wohlfühlfaktors für Frauen besonders positiv im Gedächtnis. Da wäre zum einen die Bugaboos-Lodge von CMH. Das Terrain ist abwechslungsreich und zugänglich, die Gruppen fahren ganz bewusst ein geringeres Tempo. Ideal, um sich ans Heliskiing heranzutasten, zumal sich die Verantwortlichen mit viel Hingabe um ihre Gäste kümmern. Hier ist das Erlebnis wichtiger als die Höhenmeter. Abends trifft man sich an der Bar oder entspannt in einem der schönsten Hot Tubs des Landes, gleich auf dem Dach der Lodge!
Absolut einen Besuch wert ist auch Mike Wiegele Helicopter Skiing. Die Lodge in Blue River ist weltweit die größte ihrer Art. Das schafft nicht nur eine einzigartige Resort-Atmosphäre mit allerlei Annehmlichkeiten, sondern hat auch einen praktischen Nutzen. Dank der vielen Gruppen findet man garantiert Fahrer auf gleichem Niveau. Das macht die Zeit im Schnee ausnehmend harmonisch. Beim Tempo und der Wahl der Abfahrten herrscht meist Einigkeit. So muss niemand befürchten, die anderen auszubremsen, und alle kommen auf ihre Kosten.
Eine erstklassige Adresse für Heliskiing-Ladies ist auch Tyax Lodge & Heliskiing oberhalb von Whistler. Das wundervoll gearbeitete Haupthaus am Tyaughton Lake ist ein echter Hingucker, das Wellness-Angebot vor Ort alleine schon eine Reise wert. Beim Heliskiing fliegt jede Gruppe mit ihrem eigenen Helikopter. Da der fliegende Lift keine anderen Freerider einsammeln muss, entsteht kein Zeitdruck beim Pick-up oder Drop-off. So kann man sich in aller Ruhe dem malerischen Gelände widmen. Zwar gibt es wenig extreme Hänge, aber so viel Abwechslung, dass jeder optimale Bedingungen für die eigenen Fähigkeiten findet.
An alle Heliskiing-Neulinge: bloß nicht aufgeben!
Ich für meinen Teil fühle mich zunehmend wohl mit unterschiedlichen Geländearten. Seit meinem holprigen Heliskiing-Start sind einige Winter vergangen. Inzwischen zählt die Luxusvariante des Skifahrens zu meinen Saison-Highlights, denen ich lange im Voraus entgegenfiebere. Inzwischen bin ich es, die am Hubschrauber aufmunternde Worte an nervöse Heliski-Neulinge richtet. Abgeschreckt von einer schlechten Erfahrung? Verunsichert beim Gedanken an Heliskiing? Aus eigener Erfahrung kann ich nur raten: Ladies, gebt nicht auf. Ihr wisst gar nicht, was ihr sonst verpasst!

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